11.11.2024: Positionspapier zum "Übergang Schule - berufliche Bildung"

Am 11.11.2024 verabschiedet die Fachgruppe Berufliche Bildung der berliner wirtschaftsgespräche e.V. ein Positionspapier, das den Übergang von der Schule in die berufliche Bildung kritisch beleuchtet. Zusammengefasst kommen die Autoren zu der Einschätzung:

Berlin steht vor einem wachsenden Fachkräftemangel, der durch ungenutzte Qualifizierungspotenziale und Defizite im Übergang von Schule zu Ausbildung verschärft wird. Jede*r siebte junge Erwachsene hat keine Berufsausbildung, und die Jugendarbeitslosigkeit liegt doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Hauptursachen sind fehlende Ausbildungsplätze, unzureichende Berufsorientierung und ein ineffektiver Übergangssektor, der Jugendliche in Warteschleifen hält, anstatt sie gezielt in Ausbildung zu führen.

Um die wirtschaftliche und soziale Zukunft der Stadt zu sichern, braucht es drei zentrale Maßnahmen: eine Erhöhung der Ausbildungsplätze, verbesserte Berufsorientierung in Schulen und eine grundlegende Reform des Übergangssektors. Letzterer soll von einer Vielzahl wenig zielführender Programme zu einem klar strukturierten System umgebaut werden, das direkt auf Ausbildungsabschlüsse abzielt. Der geplante Ausbau eines 11. Pflichtschuljahrs muss dabei praxisorientiert gestaltet werden, um zusätzliche Warteschleifen zu vermeiden.

Vor allem geht es den Autoren um die Stärkung der Berliner Jugendberufsagenturen (JBA). Denn die öffentliche Unterstützung des Übergangs von Schule in Ausbildung leidet bislang in hohem Maße daran, dass ihr in ihrer Gesamtheit eine Steuerung nach Kriterien wie Bedarfsgerechtigkeit, Effektivität und Effizienz fehlt. Die Vielfalt der Maßnahmen ist intransparent, ihre operationalen Ziele sind diffus, den Zugängen zu ihnen fehlt es an Systematik, es mangelt an Monitoring und Evaluation. Der Übergangssektor leidet zudem am Konkurrenzverhältnis zwischen zwei Senatsverwaltungen.

Mit den 12 Berliner Jugendberufsagenturen (JBA) existieren bezirkliche Institutionen, die grundsätzlich geeignet wären, kieznah die erforderliche Koordinations- und Steuerungsaufgabe zu übernehmen. Mit Expert*innen aus Arbeitsagenturen, Jobcentern, Jugendhilfe und beruflichen Schulen beraten und unterstützen sie junge Menschen dabei, eine geeignete Ausbildung zu finden. Der aktuelle Koalitionsvertrag des Berliner Senats verspricht, die JBA als Träger einer „Dienstleistung aus einer Hand“ zu stärken und ihre Handlungsspielräume zu vergrößern. Dies ist, soweit erkennbar, bisher nicht umgesetzt. Im Berliner Bündnis für Ausbildung wird die JBA erstaunlicherweise nicht einmal erwähnt.

Ohne eine effektivere und effizientere Steuerung kann die vorgeschlagene Umgestaltung des Übergangssektors kaum realisiert werden. Die Jugendberufsagentur muss deshalb in die Lage versetzt werden, die Fördermaßnahmen und -programme des Übergangssektors zu koordinieren sowie nach Kriterien des Übergangs in Ausbildung zu evaluieren und zu steuern.  Dafür müssen ihre Handlungskompetenzen gestärkt und die notwendigen Daten zum Ausbidungsmarkt und zum Übergang von Schule in Ausbildung besser verfügbar gemacht werden.

Nachfolgend der Link zum Positionspapier!